Allgemein wird angenommen, dass im sogenannten Katalog Grandson (Bekannte und unbekannte Schweizer Griffwaffen 18. bis 20. Jahrhundert, Redaktion René Bieri, Jüg A. Meier, Grandson 1987) unter der Nummer 43 erstmals ein solcher Galasäbel nach österreichischer Machart in Klinge, Korb und Scheide publiziert worden sei. Im Buch Griffwaffen von Jürg A. Meier wird jedoch bereits 1971 ein Griff eines Schweizerischen Galasäbels nach österreichischer Art abgebildet. Auf Seite 107 findet sich unter Ziffer E ein Gefäss eines Galasäbels nach österreichischer Art. Deutlich erkennbar bei dieser Griff-Variante E sind die österreichische geometrische Musterung und die mehrfach abgesetzte Griffkappe. Da in der Ausstellung Grandson die Herkunft der Exponate deklariert wurde, lief dieser Säbel im Katalog Grandson unter dem Titel Offiziers Degen/Säbel aus der Ostschweiz. Aufgrund vorhandener Realstücke kann angenommen werden, dass diese Galasäbel in der ganzen Schweiz verbreitet waren, wenn auch nicht gerade häufig. Charakteristisch an diesen nicht reglementarischen Säbeln ist der Korb mit typisch österreichischer geometrischer Musterung 1861, die mehrfach abgesetzte Griffkappe, der Korb mit einem Knopf und nicht ortwärts abgerollt, die Klinge mit einer glatten Seite und einer Seite mit Hohlschliff und schliesslich der feste untere Tragring. Es gibt Exemplare mit Schweizerkreuz auf dem Korb und zusätzlich einem Kreuz im Strahlenkranz auf der Klinge. Es gibt auch Exemplare, die wohl kein Kreuz auf dem Griff aufweisen, dafür das Kreuz im Strahlenkranz auf der Klinge. Weiter gibt es österreichische Modelle ohne Schweizerkreuz, die aufgrund ihrer Attribute wie Koppel, Schlagband oder Geschenkwidmung auf eine Verwendung in der Schweiz schliessen lassen. Auffällig ist die Herkunft Solingen bei fast allen Galasäbeln dieser Art. Daraus lässt sich schliessen, dass die Solinger Firmen im aufkommenden Markt für private Offizierswaffen in der Schweiz nicht abseits stehen wollten. Leichte Säbel nach Ordonnanz 1867, seien sie nun mehr schweizerisch oder nach österreichischer Musterung geprägt, sind relativ selten. Dagegen gibt es eine Fülle von Varianten von Galasäbeln mit geraden Klingen nach Ordonnanz 1899.
Die Bilder zeigen einen Säbel mit der Herstellermarke E.W. ALTENDORF SOLINGEN terzseitig auf der Wurzel. Qurtseitig ist eine Widmung angebracht: STADTTURNVEREIN BERN / OBERTRUNER R. GUGGISBERG. Klinge: Länge 81 cm, Breite an der Wurzel 2 cm, terzseitig Hohlschliff, quartseitig flach, beidseitig Schweizerkreuz im Strahlenkranz, Trophäen und Ranken. Die Griffkappe weist auf der Höhe der Einmündung des Korbes die für die schweizerische Ordonnanz 1867 typisch breite Rinne auf, dann aber folgt nach österreichischem Design ein schmälerer Absatz, bevor die kuppelförmige Wölbung der Kappe beginnt. Der ehemals feste Ring an der Scheide wurde abgeschliffen, damit der Säbel nach Ordonnanz 1899 getragen werden kann. Die Klammer am Ösenband ist leicht schief.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »schmiede39« (9. August 2018, 18:23)